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Ulmer WM-Helden

Fußball-Torwartlegende Toni Turek bei einer Parade

© Bildarchiv Südwestpresse-Fotoagentur Schirner

„Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt .......Tor, Tor, Tor!!”. Wer kennt ihn nicht diesen legendär gewordenen Satz von Radioreporter Herbert Zimmermann. Helmut Rahn avancierte mit seinen beiden Finaltoren zum Matchwinner gegen den haushohen Favoriten Ungarn. Viele Experten hatten aber einen anderen auf der Rechnung – Toni Turek, den Torhüter der Weltmeistermannschaft. Denn nicht wenige glauben noch heute, dass die Herberger-Elf ohne die zahlreichen Paraden Tureks eine ähnlich hohe „Packung“ gegen die Magyaren kassiert hätte wie in der Vorrunde – als man die Mannschaft nach der 3-8-Niederlage noch in Bausch und Bogen verdammte. Tureks Leistung riss Reporter Zimmermann spontan zum verbalen Ritterschlag „Toni du bist ein Fußballgott“ hin – was ihm übrigens etwas Ärger mit der Geistlichkeit einbrachte. Göttliche Heldenverehrung wurde damals noch etwas sparsamer gehandhabt.

Als Toni Turek 1954 im Dress der deutschen Nationalmannschaft auflief, spielte er bereits nicht mehr für die damalige TSG 46 Ulm - er war 1950 zu Fortuna Düsseldorf gewechselt. Aber in den Jahren 1947 bis 1950 war er Garant vieler Siege der TSG. Die besten Jahre hatte ihm der Krieg genommen, meinte er in der Rückschau über seine sportliche Karriere. Und der Weltmeistertitel war Höhepunkt und Wendepunkt seiner Laufbahn zugleich. Nach dem legendären Spiel von Bern stand er nur noch einmal zwischen den Pfosten des Nationalteams. Toni Turek starb am 11. Mai 1984 im Alter von nur 65 Jahren.

Wolfgang Fahrian bei einer spektakulären Parade

© Bildarchiv Südwestpresse

Wolfgang Fahrian folgte 1962 seinem großen Vorbild Toni Turek nach und hütete bei der WM in Chile das deutsche Tor. Fahrian war der einzige der vier Ulmer WM-Teilnehmer, der zum Zeitpunkt seiner Berufung bei einem Ulmer Verein, der TSG 1846, spielte. Gerade einmal 21-jährig, gab ihm Bundestrainer Sepp Herberger, damals von der Fachpresse durchaus kritisch kommentiert, den Vorzug vor dem erfahreneren Hans Tilkowski. An Fahrians Leistung hat es nicht gelegen, dass nach einer 0:1-Niederlage gegen Jugoslawien bereits im Viertelfinale Endstation war. Trotz seines jugendlichen Alters konnte sich Fahrian nicht als Stammtorhüter der Nationalelf etablieren. Er brachte es auf insgesamt 10 Länderspiele.

1964 verließ er die TSG Ulm und wechselte zu Hertha BSC Berlin. Nach seiner aktiven Karriere machte er sich als einer der ersten Spielervermittler einen Namen in der Fußball-Szene. Jürgen Kohler oder aktuell Kevin Kuranyi vertrauen auf die Erfahrung und das Verhandlungsgeschick des Mannes, der seit Jahren in Köln lebt, aber immer noch einen Bezug zu seiner alten Heimat hat. Noch heute wohnt seine Schwester in Blaustein.

Uli Hoeneß bei einer Autogrammstunde

Neue Geschichten über Uli Hoeneß zu erzählen bedeutete wahrlich Eulen nach Athen zu tragen. Im modernen Medienzeitalter vergeht kaum ein Tag, an dem der Manager des FC Bayern nicht über die Bildschirme der Nation flimmert. Immer präsent, immer geschäftstüchtig und immer bereit sich bedingungslos für die Interessen seines Vereins einzusetzen – was ihm den Beinnamen „Abteilung Attacke“ einbrachte. Hoeneß übernahm 1979 im Alter von nur 27 Jahren die Geschäfte des Vorzeigeklubs aus der bayerischen Landeshauptstadt. Damals hatte der FC 11 Millionen Mark Schulden und einen Umsatz von 7 Millionen. Heute setzen die Bayern weit über 100 Millionen Euro im Jahr um – und das „berüchtigte“ Festgeldkonto des Rekordmeisters bewegt sich in ähnlichen Regionen. Wahrlich ein eindrucksvoller Nachweis nachhaltiger Arbeit.

Uli Hoeneß war wahrscheinlich das größte Talent, das der Ulmer Fußball je hervorbrachte. Nach seinen Anfängen beim VfB Ulm auf dem Eselsberg, wechselte er in die Jugendmannschaften der TSG Ulm 1846. Ein Jahr vor der Fusion der Ulmer Sportvereine, ging er dann 1970 zum FC Bayern München – was in Ulm zu einigen Diskussionen führte. Im Nachhinein kann man jedoch sagen: Hoeneß hatte alles richtig gemacht. Innerhalb kurzer Zeit wurde er Stammspieler bei Bayern und in die Nationalelf berufen. Er war Mitglied der Europameistermannschaft 1972 – für viele Experten die beste deutsche Mannschaft aller Zeiten- und dann 1974 der Weltmeistermannschaft von München. Dass er bereits in der ersten Minute einen Elfmeter an Johann Cruyff verursachte fiel nicht ins Gewicht. Sein Fehlschuss vom Elfmeterpunkt im Europameisterschafts-Finale 1976 gegen die Tschechoslowakei dann schon. Aber auch dieser Lapsus ändert nichts an der Tatsache, dass Uli Hoeneß eine der prägenden Personen der deutschen Fußballgeschichte ist – und ein waschechter Ulmer.

Ein nachdenklicher Dieter Hoeneß

Dieter Hoeneß hatte das große Vorbild praktischerweise in der eigenen Familie. Der spätere „Schwaben-Pfeil“ tat sich jedoch ein wenig schwerer als sein Bruder Uli, der die Karriereleiter mit Siebenmeilenstiefeln erklomm. Auch Dieter begann seine Laufbahn beim VfB Ulm, wo er interessanterweise einige Jahre als Torwart den Kasten der Eselsberger sauber hielt. Über die Stationen SSV Ulm 1846 und VfR Aalen landete er zunächst beim VfB Stuttgart, ehe er durch seinen Wechsel zum FC Bayern endgültig in die Fußstapfen seines Bruders trat. Dieter Hoeneß verdankte seine sportlichen Erfolge weniger herausragendem Talent, als vielmehr seinem großen Willen und seiner Einsatzbereitschaft. Für viele unvergessen bleibt sein Auftritt im DFB-Pokalfinale 1982, als er mit einer blutenden Kopfverletzung weiterspielte, sich einen „Turban“ aus Mullbinden anlegen ließ und letztlich das Siegtor schoss. Krönung seiner Karriere war die Berufung in das Aufgebot für die WM 1986 in Mexiko. Bei insgesamt sechs Länderspielen erzielte er immerhin vier Tore.

Nach seiner aktiven Laufbahn war der heute 53-jährige von 1990 bis 1995 Manager des VfB Stuttgart. Seit 1997 führt er die Geschäfte von Hertha BSC Berlin, die er aus der zweiten Liga bis in die Champions-League führte.